Schlagwort: Cote d'Azur

Mit den beiden Juniors endet ein toller Sommer

Dann fand er statt: der fliegende Wechsel. So schnell konnte ich gar nicht mit den Ohren schlackern und dem Schwanz wedeln, wie die einen plötzlich weg und die nächsten an Bord waren. Es reichte nicht mal für eine gemeinsame Tasse Kaffee und ein bisschen großes Rudel-Feeling. So flink saßen Tantchen und Onkel in dem Auto, mit dem der Junior und seine Schwester angereist kamen. Seit Wochen hatten wir die gesamten An- und Abreisen in logistischer Feinarbeit ausgetüftelt. Ist ja nicht so ohne, wenn man mit dem Auto in die Ferne reist, aufs Schiff umsteigt und das Auto zurücklassen muss.

Letztendlich griff man zu guter Letzt auf meine brillante Ausarbeitung zurück. Es dauerte eine geschlagene Weile bis ich mich über die gesammelte Begriffsstutzigkeit meiner Menschen hinwegsetzen konnte. Nachdem ich es aber diverse Male erklärt und aufgemalt hatte, hatten es alle Anwesenden durchdrungen: Demnach kam Crew Nr. 1 mit dem eigenen Auto angefahren und ließ es sicher in einem Parkhaus in St. Raphael stehen. Crew Nr. 2 kam nun ebenfalls mit Auto Nr. 2 nach Nizza und übergab selbiges – natürlich erst nachdem sämtliche Leckereien ausgeladen waren – an Crew Nr. 1, die damit nach St. Raphael fuhr, um dort wieder in ihr eigenes Auto umzusteigen. Unseres wurde im selben Parkhaus auf dem Nachbarparkplatz abgestellt.

Wir würden auf unserer Rückreise ebenfalls wieder in St. Raphael vorbeikommen und nach langem Durchspielen sämtlicher Möglichkeiten hatte ich mich entschieden, das Auto parallel eine Weile mitzunehmen. Ich bestimmte Frauchen als Fahrerin. Schließlich hatte sie nun schon länger Boot fahren dürfen. Mir spielte es ganz nebenbei ebenfalls in die Karten: Nach dem gesamten Wellengeschockel war ich ganz froh über ein bisschen Abwechslung und so teilte sich die Crew. Der Vorteil bestand darin, dass wir das Auto mit bis ans Ende der Tour nehmen konnten (Port-St. Louis). Von da aus, würden wir die beiden Juniors nach Marseille bringen, wo sie in den TGV steigen konnten. Wir hatten das Auto am Ziel, wo wir alles, was wir im Schiff hatten, ausräumen und mit nach Hause nehmen konnten. Clever ausgedacht. Aber so weit waren wir ja noch nicht.

Monaco war sich zu fein für uns

Den ersten Tag genossen wir erst mal uns und Nizza. Schließlich kannten Junior und Juniorline die Stadt noch gar nicht. War mir recht. Schließlich hatte ich neue leckere Zahnbürsten und ein neues Schwimmtier bekommen und war damit im siebten Himmel.

Als die Vier von ihrer Sightseeing-Tour zurückkamen fiel mir auf, dass Frauchen mit einem ziemlich blauen und dicken Fuß zurückkam und nur noch humpelnd an Bord klettern konnte. Dusseligerweise war sie der Meinung gewesen, einen Bordstein übersehen zu müssen, während sie sich unterhielt, Multitasking lässt grüßen. Dafür hat sie sich noch nicht mal ein äußerst schwieriges und abenteuerliches Schiffsmanöver ausgesucht, sondern eine kleine unscheinbare Gehsteigkante von 5 cm Höhe. Können ist anders und Herrchen kann von Glück sagen, dass er Unterstützung von zwei tatkräftigen, jungen Leuten hatte. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das sonst hätte weitergehen sollen. Ich kann ja vieles, aber nicht alles. 

Man besorgte schnell eine Fußbandage in der Apotheke, die gut half, kühlte die lädierte Stelle und so konnte das Programm wie geplant weiter gehen. Das sah vor, den ersten Schlag nach Monaco zu machen. Schließlich wollte man sich für einen Abend schick und das Casino unsicher machen. Der kleine Stadtstaat hält sich aber für etwas ganz Besonderes und so wollte der Hafen im Vorfeld Unterlagen geschickt haben, die man nicht mal benötigt, wenn man sich beim tuvalusischen Geheimdienst bewerben möchte. Da wir gar nicht alles verstanden, rief der Captain dort an und vereinbarte mit dem diensthabenden Beamten, dass wir erstmal kommen sollten. Dann würde man schon einen Platz für uns finden. Gesagt, getan. Wir fuhren 20 km nach Monaco, nur um dort abgewiesen zu werden. Man hatte kein Herz für uns und unsere Spielambitionen und so trollten wir uns von dannen. Der nächstgelegene Hafen schien ebenfalls voll zu sein. Die gaben erst gar keine Antwort auf unseren Funkspruch. Und so wurde es Antibes, ein beschauliches Städtchen, das uns herzlich aufnahm und uns einen schönen Abend im Herzen des Hafens bescherte. 

Einen Tag später war dann St. Raphael an der Reihe. Dort bekamen wir keinen Platz und mussten weiter. Frauchen und ich wurden kurzerhand an Land gelassen und machten uns mit dem Auto auf den Weg zu unserem Ziel nach Cogolin. Mir machte das den totalen Spaß. Ich hatte die Rückbank ganz für mich alleine, streckte mich der Länge nach aus und hatte weder mit Wellen noch mit Übelkeit zu kämpfen. Da wir Zeit hatten, verzichteten wir auf Autobahnen und fuhren am Meer entlang. Wir konnten unterwegs Besorgungen erledigen und hatten am Abend das Auto zur Verfügung, wenn es mal etwas weiter weg gehen sollte.

Allerdings brauchte ich ein paar Tage, um das System zu verstehen. Am Morgen hatte ich schon ein bisschen Angst, wenn ich mit Frauchen von Bord ging. Vielleicht waren wir jetzt die Crew, für die die Reise zu Ende war? Vielleicht würde ich mit ihr jetzt nach Hause fahren, während die anderen noch weiter an der französischen Küste entlang fahren konnten? So fiel mir jeden Abend ein Stein vom Herzen, wenn unser Schiff und die Crew im Hafen auftauchte und wir alle wieder zusammen waren. 

Etwas diffizil wurde es in Cassis. Sowohl für die Crew als auch für uns. Es hatte sich wieder ein 4er Wind angekündigt, der in einen 5er übergehen wollte. Deshalb hob ich sofort die Pfote, als es darum ging, wer Auto und wer Schiff fährt. Für unsere Restroute konnten wir uns aber keinen weiteren Tag Pause gönnen. Schließlich hatten wir im Trockenhafen bereits einen Termin vereinbart, an dem das Schiff sicher aus dem Wasser musste. 

Während die Wassercrew ziemlich mit den Wellen kämpfen musste, drehten wir über zwei Stunden unsere Runden durch die Stadt, bis wir endlich einen Parkplatz fanden, der bezahlbar war und in der Nähe des Hafens lag. Die Wassercrew kämpfte über Stunden mit ziemlich heftigen Wellen und bekam den einen oder anderen Schwall Wasser durchs Fenster. Zu Erkundungszwecken wollten sie in den benachbarten Calanque anlegen, die unter Schiffsfahrern ziemlich berühmt und angesagt sind. Diese fjordähnlichen Küsteneinschnitte laden zum geschützten Anlegen ein. Da sie mit unserem dicken Brummer nicht ganz so tief einfahren konnten, torpedierte der Wind das Anlegemanöver ziemlich heftig. Ein sicheres Anlegen gelang kaum und so kehrte die Crew fast zeitgleich mit uns in den Hafen zurück.

In Cassis würden wir drei Tage bleiben, bevor es in einem letzten großen Schlag bis in den Hafen in Port-St. Louis ging, wo wir vor fast vier Wochen ins Meer eingetreten waren. Wir genossen drei Tage den Ort, der ausgesprochen entzückend zu betrachten war und ließen die Seele locker baumeln. Endlich hatten die beiden Junioren mal so etwas wie Urlaub. Wir wanderten zu Fuß in die Calanque, die sich als atemberaubend schön entpuppte. Mein Junior-Chef und ich gingen sogar ins Wasser und er trug mich dabei auf Händen. 

Und auch wenn man nach so vielen Wochen fast kaum mehr in der Lage ist, neue Eindrücke aufzunehmen, so war uns klar, dass Cassis ein bezaubernder Ort ist und es bei nur drei Gastliegeplätzen für uns ein großes Glück war, dass wir dort drei Tage residieren durften.

Ende gut – alles gut!

Dann war der Tag des Abschieds gekommen. Der TGV wartete schließlich nicht. Der Abschied würde aber nicht von langer Dauer sein, denn auch für uns ging die Zeit auf dem Schiff zu Ende. Wir würden noch aufräumen, ausmisten und das Schiff fest für den Winter machen, um dann ebenfalls nach Hause zu fahren. 

Und wie soll ich sagen, die Zeit passte perfekt. Auch wenn es hier im Süden noch angenehm warm war, spürte man langsam den Herbst Einzug halten. Anders als bei unserem ersten Aufenthalt, waren kaum noch Schiffe bewohnt. Wenn doch taten die Menschen genau das gleich wie wir. 

Drei Tage später hatten wir alles geschafft. Das Schiff war innen und außen geputzt, die wichtigsten Sachen waren vergepackt und die Bootsutensilien gut verstaut. Am Morgen des 16. Septembers fuhren wir ein letztes Mal mit dem Boot in den Trockenhafen ein und unser Schiffchen wurde professionell und unfallfrei aus dem Wasser geholt. Es hat nun seinen Platz für den Winter gefunden und wir werden sehen, wie es im kommenden Jahr für uns weiter geht. Ein bisschen traurig war es schon, unser Zuhause der letzten drei Monate einfach so zurückzulassen. Aber ein Stahlschiff muss über den Winter aus dem Wasser, denn das Salz würde die Außenhaut zu stark angreifen. Außerdem muss das Unterschiff nach der Saison gesäubert und von Muscheln befreit werden.

Bis unters Autodach beladen, machten wir uns auf den Heimweg. Wir machten noch einen Zwischenstopp bei unseren Freunden in Boussenac und freuten uns von Herzen, dass wir in diesem Jahr nochmal schön beisammen sein konnten.

Ich bin echt dankbar und freue mich unbändig, dass ich in so einem quirligen Rudel gelandet bin. Auch wenn ich manchmal über die nervigen Wellen meckern musste, so weiß ich doch sehr zu schätzen, dass ich so ein abwechslungsreiches Leben führen darf, viel rumkomme und wir bislang die notwendige Portion Glück im Gepäck hatten. 

Und natürlich freue ich mich über Euch, meine Leserschaft, die mich so treu begleitet, wie ein Labbi das auch stets tut. Danke dafür, ihr hört von mir, wann immer wir auf Reisen sind. 

Eure Leila

Mit Tantchen und Onkel auf den roten Teppich in Cannes

Nachdem wir es uns in Porqueroles drei Tage hatten gut gehen lassen, weil draußen ein 6er-Wind pfiff, machten wir uns auf den Weg nach Fréjus. Dort wollten wir rechtzeitig sein, denn die Verwandtschaft wollte mal sehen, wie toll ich mich auf dem Boot mache und was ich als Bootshund so alles draufhabe.

Auch solche Tage gehören dazu

Es ging am frühen Morgen des 23. August los. Bei längeren Touren starten wir gerne vor sieben Uhr am Morgen. Erstens ist der Sonnenaufgang auf dem Schiff, ein so unbeschreibliches Erlebnis, dass ich davon gar nicht genug bekommen kann. Und zweitens ist das Meer zu dieser Zeit noch glatt wie Welpenpopo, was ganz in meinem Sinne ist. Wir hatten uns ca. 65 km vorgenommen. Das Wetter sollte ruhig werden und die Wellen sanft bleiben. Das nahm sich der frühe Morgen zu Herzen und lud uns sanft auf die Reise ein. Unseren Sonnenaufgang bekamen wir geliefert, aber schon nach einer halben Stunde mussten wir feststellen, dass das Schiff unruhiger im Wasser lag und die Wellen an Fahrt aufnahmen. 

Da wir immer noch einen Plan B an der Leine haben, beunruhigte uns das nicht allzu sehr. Würden wir eben nicht in die Bucht von St. Tropez fahren, sondern nach 30 km in Cavallier übernachten. Mit jedem Kilometer wurde für uns klarer, dass wir das alle Drei wirklich wollten und keinen Ehrgeiz entwickelten, unnötige Kilometer zu schrubben. Durch unseren frühen Start, kamen wir dummerweise so früh im Hafen an, dass keiner der Übernachtungsschiffe schon den Hafen verlassen hatte. Es war also kein Platz frei. Der Hafen wies uns ab. 

Ich fand die Art und Weise des im Schlauchboot befindlichen Jünglings ja ein wenig arrogant. Deswegen musste ich doch ein wenig in mich grinsen, als wir völlig unabsichtlich, nicht geplant und inmitten der Hafeneinfahrt ein 1 a- Anker-Manöver hinlegten, das besagten Jüngling ganz schön in Aktion brachte. Aus unerfindlichem Grund hatte sich der Anker gelöst, die Arretierung der Kette hatte nachgegeben und der Anker hatte sich auf dem Grund der Einfahrt festgezogen. Jetzt war Teamarbeit gefragt. Herrchen und Frauchen hatten natürlich überhaupt nichts zu lachen. Er navigierte und sie hob den Anker mit der Fernbedienung, was zunächst nicht klappen wollte. Erst nach einer Weile und mit manueller Unterstützung bekamen wir den Anker in seine Position zurück. 

Durch seine verkniffenen Lippen brachte der Hafenlotse zum Ausdruck, dass man so ein Manöver nicht in der Einfahrt hinlegt. Eine Tatsache, der wir uns durchaus bewusst waren, aber eine technische Unzulänglichkeit ist nur in seltenen Fällen planbar. Ein zweiter Lotse kam zu Hilfe und bot uns immerhin an, in einer Stunde nochmal nachzufragen. Vielleicht würde dann ja etwas frei werden. Leider konnten wir uns auf das Angebot nicht einlassen. Wir würden eine wertvolle Stunde verlieren, was bei 35 km, die man noch vor sich hat, nicht unerheblich ist. 

An diesem Tag entpuppte sich für uns ein bisschen das Dilemma an der französischen Mittelmeerküste: Obwohl es Häfen wie an der Leckerli-Schnur gibt, die ich Zuhause manchmal aufsaugen darf, sind viele davon voll oder haben nur wenige Gastliegeplätze zur Verfügung. Im Vorfeld reservieren kann man nur in den wenigsten Häfen und eine Auskunft, ob etwas frei ist oder nicht, bekommt man erst so um die Mittagszeit. Wir aber haben gute Gründe, warum wir unbedingt einen Platz im Hafen brauchen. Einer davon bin ich! 

Müssten wir draußen bleiben, uns an eine Boje legen oder ankern – ein Manöver, das wir eingeplant beherrschen – bekäme ich ein kleines Problemchen mit meiner Gassi-Runde. Ich müsste vom Schiff aus entweder an Land schwimmen oder in das Schlauchboot hopsen. Beides habe ich mich noch nie getraut. Auf dem Rückweg müsste ich wieder vom Schlauchboot zurück aufs Schiff. Ein Manöver, dem ich nicht sonderlich selbstbewusst entgegensehe. Normalerweise übe ich erst im heimischen Garten, bis ich alles was ich auf dem Boot brauche, sicher beherrsche. Deswegen hielten wir an unserem Vorhaben fest und strebten die Bucht von St. Tropez an, weil sie über vier Häfen verfügt. Dort würden wir bestimmt ein Plätzchen finden.

Port Grimaud – das Klein-Venedig in Frankreich

So kam es, dass wir an diesem Abend einen Platz in Port Grimaud bekamen. Das Anlegemanöver war secondbest und passte damit zum Tag. Er war einfach zu lang und anstrengend gewesen. Darüber hinaus lag unser Platz mitten in der Einfahrt und es war später Nachmittag, so dass große Yachten, schnelle Fähren und beeindruckende Segler rein und rausschossen, was uns ein trubeliges Anlegemanöver bescherte. Cool in diesen Marinas ist jedoch auch, dass das alle Helfer die Ruhe bewahren und einen in solchen Situationen nicht als kompletten Anfänger behandeln. Auf dem Schiff kann immer was schief gehen, mal darf man von außen drauf blicken, beim nächsten Mal steckt man selbst mittendrin. 

An diesem Abend reichte es bei Frauchen nur noch für das Öffnen einer Dose. Leider war es keine Hundefutterdose für mich. Es kam eine Suppe auf den Tisch. Genau das Richtige für diesen Tag!;) Da wir aber quasi zwei Etappen in einer gefahren waren, war klar, dass es morgen einen Ruhetag in Port Grimaud geben würde.

In den 60er Jahren von Architekten als Tourismussiedlung geplant und erschaffen, kommt man in dieses trockengelegte Sumpfgebiet entweder nur zu Fuß oder mit dem Schiff. So schlenderten wir am folgenden Tag durch eine wunderschön angelegte Planstadt, in dem sich Häuschen entlang der Gassen schlengeln, die wiederum von kleinen Kanälen durchzogen sind. Überall sind Boote festgemacht. Alles ist dabei: von der kleinen Fischerjolle bis hin zur prachtvollen Yacht. Auch an eine kleine Kirche wurde gedacht, sowie an einen Hundepark für mich. Der ist im übrigen so schön, dass ich dort nur einmal auf einen Hund getroffen bin. Bei allen anderen Gelegenheiten, saßen dort picknickende Familien oder dösende Einzelmenschen, die sich sogar eine Liegematte mitgebracht hatten. Dieser Tag lud unsere Batterien wieder auf und so ging es am nächsten Tag an den Ort, an dem ich meine Ersatzeltern wiedersehen würde.

Ab Fréjus kam endlich der Urlaub ins Spiel

Denn ich konnte ein wenig meiner Verantwortung statt auf zwei, auf vier Schultern verteilen. Das was im Busch war, erschnüffelte ich schon Tage davor, es wurde ungewöhnlich gründlich sauber gemacht. Als Frauchen dann noch mit einer Tasche an Bord kam, die den eindeutigen Duft von Tantchen verströmte, war die Sache klar.

Keine Viertelstunde später saßen beide auf unserem Sofa und die Freude war groß. Glücklicherweise hatten sie an alles gedacht und in einigen Dingen für Nachschub gesorgt. Für die nächsten Tage würde es entspannt und zu Viert die Côte d’Azur entlang gehen.

Am ersten Tag ging es gleich kompakte 1,5 km in den Nachbarhafen. Das taten wir nicht, um die beiden erstmal in die Kunst der Seefahrt einzuweisen, da kennen sie sich schon richtig gut aus. Wir mussten unseren Liegeplatz in Fréjus verlassen und hatten einen in St. Raphael gefunden, die direkt nebeneinander liegen. Da wir mit den beiden bis Nizza (also nur 60 km) insgesamt fahren würden, hatten wir keine Eile. In St. Rahpael bewunderten wir eine Hochzeitsfeier auf dem Katamaran, das Riesenrad und die Spielbank von außen. Schließlich würden wir das Original in Monaco besuchen. Der Junior sammelte Zuhause bereits die schicken Klamotten für den großen Auftritt. 

Cannes und Nizza – mondän und legere zugleich

Unsere nächste Station in Cannes stellte sich als gut organisiert, entspannt und wunderbar heraus. Das Wetter war fantastisch: spätsommerlich warm, aber nicht mehr so heiß. Die Marina top geführt. Hier wird genau kontrolliert, wer rein- und rausgeht, alles ist sauber und gepflegt und am Duschhaus befinden sich sogar Wasserspender an dem man sich flaschenweise Wasser zapfen kann: gekühlt, gesprudelt und naturell. Würschtelwasser war leider nicht dabei. Das kreieren wir hier an Bord selbst. 

Cannes selbst befand sich im Wechselmodus: Die Filmfestspiele waren gerade vorbei und die Schiffsmesse stand bevor. Einen Promi trafen wir leider nicht, oder erkannten ihn jedenfalls nicht, aber den roten Teppich, den konnten wir einfach nicht links liegen lassen.  Für eine Miniminute habe ich mich als VIP gefühlt, von den berühmten Kollegen aufs Heftigste bewundert. Wir genossen die Tage mit shoppen, faulenzen, schwimmen und essen gehen. Eine Tatsache, die ich an meiner Familie so liebe, die futtern genauso gerne wie ich. Das genossen wir.

Ebenso die Überfahrt nach Nizza. Dort hatte es sich Tantchen auf dem Verdeck so gemütlich gemacht, dass sie sich glatt ein wenig das Gesicht verbrannte. Aber schließlich sollte man Zuhause ja auch sehen, dass sie in der Sonne gewesen war.  Auch dort hatten wir einen Platz sicher. Das war wichtig, denn hier stand der nächste Crewwechsel an, was Anlass zur großen Freude gab, uns aber auch eine Träne ins Knopfloch zauberte, denn dafür musste ja ein Teil der Crew von Bord gehen. Es blieb uns noch ein ganzer Tag, an dem wir durch die Altstadt von Nizza stromerten, den Markt entdeckten und am Meer entlang wanderten. 

Liebe Heike, lieber Olli, mein Rudel und ich haben die Tage sehr mit euch genossen. Ihr seid ein toller Teil der Crew und ich habe beschlossen, dass ihr jederzeit wiederkommen dürft. Bin sehr froh, dass ich mich für eure Gastfreundschaft revanchieren darf. Schließlich ist eure Tür immer offen, wenn meine Leute meinen mal einen Kurztripp machen zu müssen, auf den ich nicht mitkann – und die Speisekammer gut gefüllt! 

Endlich wieder komplett

Rief das Schiff und reckte sich stolz mit seinen beiden Masten gen Himmel. Ich verstand das gesamte Getöse nur halbwegs, aber die Aufregung schien groß. Direkt am Freitagmorgen ging es ganz früh los. Das kommt bei uns öfter vor, aber sehr schnell durfte ich mich wundern, denn bereits nach 2 km legten wir wieder an und die Umgebung sah, naja sagen wir sehr arbeitsreich aus. Es gab einen Riesenkran, viele aufgebockte Schiffe und so konnte ich mir in Ruhe betrachten, wie so ein Schiff unten herum ausschaut. Bevor ich jedoch mit meiner Recherche fertig war, wurden wir aufgerufen und durften bis direkt an den Kran fahren.

Kaum dort angekommen, fing das Monstrum an zu brummen und hob unsere beiden Masten, die so treu die gesamte Zeit längs über dem Schiff liegend mitgefahren waren von Bord. Würden wir die armen Dinger hier zurücklassen? Natürlich nicht, der Kran hob sie an und stellte sie in ihrer vollen Größe wieder auf. Die Sache wurde zunehmend spannender. Immer jedoch, wenn ich mir die Vorgänge aus der ersten Reihe, also mitten auf dem Vorschiff, betrachten und den baumelnden Mast mal ausgiebig beschnuppern will, erweist sich Frauchen als siegessichere Spaßbremse und schickt mich ins Schiffsinnere. Der Unterschied zu vorher ist mir allerdings sofort aufgefallen. Wir sehen jetzt wieder komplett und stolz aus. 

Den Rest des Tages verbrachten die beiden mit der Fertigstellung der Masten, der Bäume, dem Ordnen der Leinen sowie dem Aufziehen der ersten Segel. Eigentlich hatten wir noch einen Tag länger in Port Saint-Louis bleiben wollen, als jedoch der Mistral mit 7 Beaufort an die Tür klopfte. So entschieden wir schnell um, zurrten alles Nötige fest und machten uns voller Erwartung auf nach Marseille. Dort würden wir fast eine ganze Woche bleiben, also ausreichend Zeit, das Schiff fertig für das Meer zu präparieren und ein wenig Sight-Seeing in der doch sehr pulsierenden Hafenstadt zu betreiben. 

Marseille – am Tage schön, in der Nacht gefährlich

Normalerweise, wenn wir irgendwo anlegen will ich sofort von Bord, um meine neue Welt zu erobern. Das ein oder andere Mal bin ich einfach so auf den Steg gehüpft, weil es mich nach draußen zog. Ich liebe es die neuen Gerüche aufzunehmen, die Restaurantlandschaft zu sondieren und durch die Gassen zu stromern. Marseille aber hat mich von der ersten Sekunde an total verwirrt und meine Welt auf den Kopf gestellt. Nach unserer ersten Runde wusste ich nicht mehr, was ich von den Marseillaisern halten sollte. Wir bewegten uns natürlich sofort in die zweite Reihe, um meine Geschäfte zu erledigen und dort stank es, dass es für meine Hundenase kaum auszuhalten war. Ich konnte nur noch flach atmen – und dass bei 36 Grad. Es roch wie Hölle und von meinen Artgenossen stammte das mit Sicherheit nicht. Ich konnte fast nicht machen. Frauchen musste mit mir so lange auf dem Parkplatz bleiben, bis ich ganz schnell meine Dinge erledigte und wieder aufs Boot wollte, um über das Erlebte nachzudenken. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen in Marseille einfach noch nicht stubenrein sind und noch ein bisschen Übung in Sachen Sauberkeitserziehung brauchen. Oder es gibt dort keine Toiletten. Anders kann es nicht sein.

In dem sehr beeindruckenden Hafen bekamen wir einen Seiten-Liegeplatz, das fand ich noch richtig klasse. Der Mann von der Capitainerie machte uns nachdringlich darauf aufmerksam, dass wir unbedingt abschließen sollten. An diesem Steg würden verschiedene Ausflugsboote anlegen. Wir wunderten uns ein bisschen, aber da wir das sowieso auf diese Art handhaben, war das kein Problem. Als die beiden Schiffe in der Folge anlegten, waren wir weiter verwundert. Dort stiegen nämlich lauter nette und gut gelaunte Ausflugsgäste ein und aus und es gab eine Menge zum Gucken für mich. Manche waren sogar extrem begeistert von mir, sodass ich manche Krauleeinheit abbekam. 

Auch als niemand von den Ausflugsschiffen am Ende die Tür zum Steg wieder abschloss, machte uns das keine Gedanken. Bis es dämmerte und nicht nur die Schnaken den Steg unsicher machten. Die beiden Ausflugsschiffe fahren beide am Abend nochmal raus in die Calangue und was dann so über den Steg flanierte, wurde immer unheimlicher. Reichte es nicht, dass die Straßen schon markiert waren, nun wurde auch noch direkt vor unserer Haustür ins Meer markiert. Ich hätte die alle ja schamlos verbellt, aber ich bin ein gut erzogenes Mädchen und auch meine Leute schienen sich erst mal nicht aufzuregen. Manche von denen haben uns dann doch eine Kassette ins Ohr gedrückt, wollten mit uns nach Deutschland fahren und Gunys Tochter heiraten. Das haben wir den beiden aber ganz kräftig ausgeredet. Als sie den zweiten Abend kamen und immer noch mit uns verreisen wollten, mussten wir allerdings leider ein bisschen unfreundlich werden. Und als einer aufs Boot kam, um ein Foto mit mir zu machen, bekam ich schon ein bisschen Magengrummeln.

Überhaupt hat die Stadt ein ziemlich bedrückendes Flair, wenn man die Promenade rund um den Hafen verlässt. Viele Menschen haben ihr Zuhause auf der Straße, sogar Mütter mit ihren Kindern, ganz traurig zu gucken. Deswegen sind wir eigentlich nur raus, wenn wir Dinge zu besorgen oder ich etwas zu entsorgen hatte. Wahrscheinlich sind wir der Stadt nicht sehr gerecht geworden und es gibt bestimmt entzückende Plätze und Orte , die wir hätten entdecken können, aber wir waren durch das Ambiente schon schwer beeindruckt, so dass wir unsere Erledigungen verrichteten und ab dem frühen Abend wie die Schießhunde darauf achteten, dass die Tür abgeschlossen blieb.

An Bord gab es eine Menge zu erledigen. Das letzte Segel musste noch aufgezogen werden, die Leinen richtig vertäut. Die Elektrik, die von den Masten ausging, musste wieder installiert werden. Das Vorschiff musste aufgeräumt und neu organisiert werden. Es dauert nicht mehr lange, dann zieht der Kaptäin nach draußen, um dort zu schlafen. Nicht dass Ihr denkt, Frauchen hätte ihn rausgeschmissen. Er hat sich das selbst so überlegt, weil er es sich toll vorstellt am Meer draußen zu schlafen. Dann bekäme Frauchen ihr Prinzessinnen-Zimmer zurück. Ich denke, deswegen hat sie es ihm auch nicht ausgeredet.

Dann kam der Fluch-Nachmittag. Da haben die beiden nur geflucht. Zwei Gangways sind ja mit auf Reisen gegangen. Die eine für mich, extra von Herrchen gebaut und die zweite für meine Menschen. Damit wir alle, jetzt wo wir nicht mehr seitlich anlegen können, sicher an Land kommen. Nur so, wie sich die beiden das vorgestellt hatten, lief es überhaupt nicht. Beide Stege waren nicht so zu installieren, dass man sie würde einfach runterlassen können. Der eine schwenkte eigenmächtig von links nach rechts, ohne dass wir ihn in den Griff bekamen, der andere klappte permanent ein, bevor er das Ufer erreichte. Entnervt gaben sie an diesem Tag auf und verschoben das Projekt auf den nächsten Tag. 

Am folgenden Vormittag wurde die Lösung gefunden. Die alte Heckleiter wurde aktiviert und über diese können die Menschen nun aussteigen. Wenn wir dann an Land festgemacht haben, kann mir der Steg gebracht werden und ich stolziere über den roten Teppich an Land. Frauchen übte weiter mit dem Super-Douper-Bootshaken, damit sie auch ohne Aussteigen die Heckleine ausbringen kann – und zwar an jeden Ring und an jede Klampe.Zwar hat sie das System noch immer nicht verstanden, aber das der Haken lässt sich rein intuitiv und gut anwenden.

Nichts wie weg

Am sechsten Abend in Marseille wollte Frauchen einfach nur noch weg. Sie ist halt doch ein Landei. Neben dieser doch ein wenig gruseligen Atmosphäre am Abend ist diese Stadt wirklich niemals still. Gab es an dem einen Abend ein Konzert vor dem Hotel de Ville, fand am nächsten Abend auf dem Nachbarschiff ein Riesengeburtstag bis in die frühen Morgenstunden statt. Die Tribüne des Konzerts wurde bis tief in die Nacht abgebaut, die Sirenen rasen gefühlt alle drei Minuten rund um den Hafen. Nach einer gewissen Zeit kommt man selbst einfach nicht mehr zur Ruhe. Zum ersten Mal auf unserer gesamten Reise waren wir froh, dass unsere Zeit vorbei war und wir weiter reisen konnten. Aber eben in dieser Abwechslung liegt die Würze. 

Jetzt würde die schöne Seite der Küstenfahrt kommen. Von der Cote d’Azur hatte ich schon viel gehört. Es würde bestimmt schick und lecker werden. Nur die Überfahrten dorthin waren für mich ein bisschen beschwerlich. Ich gebe es offen zu, mein Highlight sind die Wellen nicht. Als seekrank würde ich mich zwar nicht bezeichnen, aber nach all der sanften Flussfahrt muss ich mich auf das Geschockele erst einstellen. Natürlich darf ich mich nicht wie sonst, frei auf dem Schiff bewegen – Spaßbremse lässt grüßen. Ich muss hinten auf die Terrasse oder ganz ins Innere des Schiffes, bekomme dafür aber die ein oder andere Massage, die mir das  permanente Hin und Her ein wenig versüßt.

Das Anlegen und Aussteigen klappt übrigens prima. Das liegt auch daran, dass diese ganzen Marinas wirklich perfekt organisiert sind. Man meldet sich über Funk bei der Capitainerie oder wird direkt an der Einfahrt von einem Schlauchboot in Empfang genommen. Das begleitet einen zum zugewiesenen Liegeplatz und das Personal hilft so lange beim Anlegen, bis man sicher liegt. Ich bin mir sicher, dass sie sich damit eine Menge Ärger ersparen, gerade wenn die Stege, so wie jetzt ziemicj voll sind. Frauchen muss jedenfalls nicht auf Kommando an Land springen, beide Heckleinen anbringen und sich fast gleichzeitig die Mooringleinen schnappen, das Schlauchboot in den Griff bekommen sowie das Schiff zum Nachbarn absichern. Sie macht nun alles einfach nach Anweisung der Capitainerie und findet das sehr angenehm. 

Den ersten Hundestrand habe ich übrigens auch schon genossen. Da sind die Franzosen ganz toll. Da liegen übriges auch Leute, die gar keinen Hund haben und sich gar nicht beschweren, wenn ich mich vor ihren Füßen ausschüttele. 

Ich finde es hier klasse, nach all der Ruhe am Kanal ist jetzt endlich mal ein bisschen Trubel angesagt. Wir müssen aber weiter, denn es kommt Besuch, den habe ich schon in der Nase. 

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