Schlagwort: Schiffsreise

Unsere Fortbewegungsart ist die mit dem eigenen Schiff. Das macht die Reise individuell.

Endlich wieder komplett

Rief das Schiff und reckte sich stolz mit seinen beiden Masten gen Himmel. Ich verstand das gesamte Getöse nur halbwegs, aber die Aufregung schien groß. Direkt am Freitagmorgen ging es ganz früh los. Das kommt bei uns öfter vor, aber sehr schnell durfte ich mich wundern, denn bereits nach 2 km legten wir wieder an und die Umgebung sah, naja sagen wir sehr arbeitsreich aus. Es gab einen Riesenkran, viele aufgebockte Schiffe und so konnte ich mir in Ruhe betrachten, wie so ein Schiff unten herum ausschaut. Bevor ich jedoch mit meiner Recherche fertig war, wurden wir aufgerufen und durften bis direkt an den Kran fahren.

Kaum dort angekommen, fing das Monstrum an zu brummen und hob unsere beiden Masten, die so treu die gesamte Zeit längs über dem Schiff liegend mitgefahren waren von Bord. Würden wir die armen Dinger hier zurücklassen? Natürlich nicht, der Kran hob sie an und stellte sie in ihrer vollen Größe wieder auf. Die Sache wurde zunehmend spannender. Immer jedoch, wenn ich mir die Vorgänge aus der ersten Reihe, also mitten auf dem Vorschiff, betrachten und den baumelnden Mast mal ausgiebig beschnuppern will, erweist sich Frauchen als siegessichere Spaßbremse und schickt mich ins Schiffsinnere. Der Unterschied zu vorher ist mir allerdings sofort aufgefallen. Wir sehen jetzt wieder komplett und stolz aus. 

Den Rest des Tages verbrachten die beiden mit der Fertigstellung der Masten, der Bäume, dem Ordnen der Leinen sowie dem Aufziehen der ersten Segel. Eigentlich hatten wir noch einen Tag länger in Port Saint-Louis bleiben wollen, als jedoch der Mistral mit 7 Beaufort an die Tür klopfte. So entschieden wir schnell um, zurrten alles Nötige fest und machten uns voller Erwartung auf nach Marseille. Dort würden wir fast eine ganze Woche bleiben, also ausreichend Zeit, das Schiff fertig für das Meer zu präparieren und ein wenig Sight-Seeing in der doch sehr pulsierenden Hafenstadt zu betreiben. 

Marseille – am Tage schön, in der Nacht gefährlich

Normalerweise, wenn wir irgendwo anlegen will ich sofort von Bord, um meine neue Welt zu erobern. Das ein oder andere Mal bin ich einfach so auf den Steg gehüpft, weil es mich nach draußen zog. Ich liebe es die neuen Gerüche aufzunehmen, die Restaurantlandschaft zu sondieren und durch die Gassen zu stromern. Marseille aber hat mich von der ersten Sekunde an total verwirrt und meine Welt auf den Kopf gestellt. Nach unserer ersten Runde wusste ich nicht mehr, was ich von den Marseillaisern halten sollte. Wir bewegten uns natürlich sofort in die zweite Reihe, um meine Geschäfte zu erledigen und dort stank es, dass es für meine Hundenase kaum auszuhalten war. Ich konnte nur noch flach atmen – und dass bei 36 Grad. Es roch wie Hölle und von meinen Artgenossen stammte das mit Sicherheit nicht. Ich konnte fast nicht machen. Frauchen musste mit mir so lange auf dem Parkplatz bleiben, bis ich ganz schnell meine Dinge erledigte und wieder aufs Boot wollte, um über das Erlebte nachzudenken. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen in Marseille einfach noch nicht stubenrein sind und noch ein bisschen Übung in Sachen Sauberkeitserziehung brauchen. Oder es gibt dort keine Toiletten. Anders kann es nicht sein.

In dem sehr beeindruckenden Hafen bekamen wir einen Seiten-Liegeplatz, das fand ich noch richtig klasse. Der Mann von der Capitainerie machte uns nachdringlich darauf aufmerksam, dass wir unbedingt abschließen sollten. An diesem Steg würden verschiedene Ausflugsboote anlegen. Wir wunderten uns ein bisschen, aber da wir das sowieso auf diese Art handhaben, war das kein Problem. Als die beiden Schiffe in der Folge anlegten, waren wir weiter verwundert. Dort stiegen nämlich lauter nette und gut gelaunte Ausflugsgäste ein und aus und es gab eine Menge zum Gucken für mich. Manche waren sogar extrem begeistert von mir, sodass ich manche Krauleeinheit abbekam. 

Auch als niemand von den Ausflugsschiffen am Ende die Tür zum Steg wieder abschloss, machte uns das keine Gedanken. Bis es dämmerte und nicht nur die Schnaken den Steg unsicher machten. Die beiden Ausflugsschiffe fahren beide am Abend nochmal raus in die Calangue und was dann so über den Steg flanierte, wurde immer unheimlicher. Reichte es nicht, dass die Straßen schon markiert waren, nun wurde auch noch direkt vor unserer Haustür ins Meer markiert. Ich hätte die alle ja schamlos verbellt, aber ich bin ein gut erzogenes Mädchen und auch meine Leute schienen sich erst mal nicht aufzuregen. Manche von denen haben uns dann doch eine Kassette ins Ohr gedrückt, wollten mit uns nach Deutschland fahren und Gunys Tochter heiraten. Das haben wir den beiden aber ganz kräftig ausgeredet. Als sie den zweiten Abend kamen und immer noch mit uns verreisen wollten, mussten wir allerdings leider ein bisschen unfreundlich werden. Und als einer aufs Boot kam, um ein Foto mit mir zu machen, bekam ich schon ein bisschen Magengrummeln.

Überhaupt hat die Stadt ein ziemlich bedrückendes Flair, wenn man die Promenade rund um den Hafen verlässt. Viele Menschen haben ihr Zuhause auf der Straße, sogar Mütter mit ihren Kindern, ganz traurig zu gucken. Deswegen sind wir eigentlich nur raus, wenn wir Dinge zu besorgen oder ich etwas zu entsorgen hatte. Wahrscheinlich sind wir der Stadt nicht sehr gerecht geworden und es gibt bestimmt entzückende Plätze und Orte , die wir hätten entdecken können, aber wir waren durch das Ambiente schon schwer beeindruckt, so dass wir unsere Erledigungen verrichteten und ab dem frühen Abend wie die Schießhunde darauf achteten, dass die Tür abgeschlossen blieb.

An Bord gab es eine Menge zu erledigen. Das letzte Segel musste noch aufgezogen werden, die Leinen richtig vertäut. Die Elektrik, die von den Masten ausging, musste wieder installiert werden. Das Vorschiff musste aufgeräumt und neu organisiert werden. Es dauert nicht mehr lange, dann zieht der Kaptäin nach draußen, um dort zu schlafen. Nicht dass Ihr denkt, Frauchen hätte ihn rausgeschmissen. Er hat sich das selbst so überlegt, weil er es sich toll vorstellt am Meer draußen zu schlafen. Dann bekäme Frauchen ihr Prinzessinnen-Zimmer zurück. Ich denke, deswegen hat sie es ihm auch nicht ausgeredet.

Dann kam der Fluch-Nachmittag. Da haben die beiden nur geflucht. Zwei Gangways sind ja mit auf Reisen gegangen. Die eine für mich, extra von Herrchen gebaut und die zweite für meine Menschen. Damit wir alle, jetzt wo wir nicht mehr seitlich anlegen können, sicher an Land kommen. Nur so, wie sich die beiden das vorgestellt hatten, lief es überhaupt nicht. Beide Stege waren nicht so zu installieren, dass man sie würde einfach runterlassen können. Der eine schwenkte eigenmächtig von links nach rechts, ohne dass wir ihn in den Griff bekamen, der andere klappte permanent ein, bevor er das Ufer erreichte. Entnervt gaben sie an diesem Tag auf und verschoben das Projekt auf den nächsten Tag. 

Am folgenden Vormittag wurde die Lösung gefunden. Die alte Heckleiter wurde aktiviert und über diese können die Menschen nun aussteigen. Wenn wir dann an Land festgemacht haben, kann mir der Steg gebracht werden und ich stolziere über den roten Teppich an Land. Frauchen übte weiter mit dem Super-Douper-Bootshaken, damit sie auch ohne Aussteigen die Heckleine ausbringen kann – und zwar an jeden Ring und an jede Klampe.Zwar hat sie das System noch immer nicht verstanden, aber das der Haken lässt sich rein intuitiv und gut anwenden.

Nichts wie weg

Am sechsten Abend in Marseille wollte Frauchen einfach nur noch weg. Sie ist halt doch ein Landei. Neben dieser doch ein wenig gruseligen Atmosphäre am Abend ist diese Stadt wirklich niemals still. Gab es an dem einen Abend ein Konzert vor dem Hotel de Ville, fand am nächsten Abend auf dem Nachbarschiff ein Riesengeburtstag bis in die frühen Morgenstunden statt. Die Tribüne des Konzerts wurde bis tief in die Nacht abgebaut, die Sirenen rasen gefühlt alle drei Minuten rund um den Hafen. Nach einer gewissen Zeit kommt man selbst einfach nicht mehr zur Ruhe. Zum ersten Mal auf unserer gesamten Reise waren wir froh, dass unsere Zeit vorbei war und wir weiter reisen konnten. Aber eben in dieser Abwechslung liegt die Würze. 

Jetzt würde die schöne Seite der Küstenfahrt kommen. Von der Cote d’Azur hatte ich schon viel gehört. Es würde bestimmt schick und lecker werden. Nur die Überfahrten dorthin waren für mich ein bisschen beschwerlich. Ich gebe es offen zu, mein Highlight sind die Wellen nicht. Als seekrank würde ich mich zwar nicht bezeichnen, aber nach all der sanften Flussfahrt muss ich mich auf das Geschockele erst einstellen. Natürlich darf ich mich nicht wie sonst, frei auf dem Schiff bewegen – Spaßbremse lässt grüßen. Ich muss hinten auf die Terrasse oder ganz ins Innere des Schiffes, bekomme dafür aber die ein oder andere Massage, die mir das  permanente Hin und Her ein wenig versüßt.

Das Anlegen und Aussteigen klappt übrigens prima. Das liegt auch daran, dass diese ganzen Marinas wirklich perfekt organisiert sind. Man meldet sich über Funk bei der Capitainerie oder wird direkt an der Einfahrt von einem Schlauchboot in Empfang genommen. Das begleitet einen zum zugewiesenen Liegeplatz und das Personal hilft so lange beim Anlegen, bis man sicher liegt. Ich bin mir sicher, dass sie sich damit eine Menge Ärger ersparen, gerade wenn die Stege, so wie jetzt ziemicj voll sind. Frauchen muss jedenfalls nicht auf Kommando an Land springen, beide Heckleinen anbringen und sich fast gleichzeitig die Mooringleinen schnappen, das Schlauchboot in den Griff bekommen sowie das Schiff zum Nachbarn absichern. Sie macht nun alles einfach nach Anweisung der Capitainerie und findet das sehr angenehm. 

Den ersten Hundestrand habe ich übrigens auch schon genossen. Da sind die Franzosen ganz toll. Da liegen übriges auch Leute, die gar keinen Hund haben und sich gar nicht beschweren, wenn ich mich vor ihren Füßen ausschüttele. 

Ich finde es hier klasse, nach all der Ruhe am Kanal ist jetzt endlich mal ein bisschen Trubel angesagt. Wir müssen aber weiter, denn es kommt Besuch, den habe ich schon in der Nase. 

Valence, unsere dritte Heimat

Endlich wird es Süden! Auch wenn ich eigentlich gar nicht für die große Hitze gemacht bin – ursprünglich komme ich aus den Tiefen Neufundlands – liebe ich persönlich die vom Himmel lachende Sonne sehr. In solchen Momenten bin ich zwar nicht hyperaktiv und muss, wenn keine Schwimmmöglichkeiten vorhanden sind, regelmäßig aus der Borddusche refresht werden, aber ich liebe es, an diesen Tagen auf dem Vorschiff zu dösen . Neuerdings hat Frauchen auch noch eine neue Funktion der ohnehin schon ekligen Haarbürste entdeckt. Die ziept mir die Unterwolle aus dem Fell. Sie soll dafür sorgen, dass ich es etwas luftiger habe, ist aber extrem unangenehm für meine zarte Haut. Sie macht das immer, wenn ich nicht großartig flüchten kann. Wir haben ein nicht ausgesprochenes Agreement: Ich lasse ihr ein paar Züge, ziehe mich vornehm auf die andere Seite des Vorschiffes zurück und sie akzeptiert das.

Ich liebe den Geruch vom großen weiten Meer, den ich persönlich jetzt schon in der Nase habe, das Zirpen der Zikaden und das üppige Leben im Draußen und seinen Plätzen. Deshalb schlug mein Herzchen vor Freude immer höher, als wir uns dann endlich aus der Großstadt verzogen und weiter gen Süden schiffwanderten. 

Valence und endlich gibt es ein Wiedersehen mit Anne und Wolfgang

Nach drei Tagen kamen wir dann nach Valence, was meine beiden Menschen direkt in wahre Entzückung versetzte. Sie erkannten Orte in der Landschaft wieder, die mir völlig neu waren und faselten von Namen zu denen ich keinen Geruch in der Nase hatte. Wahrscheinlich war das auf kleine Trips zurückzuführen, die sie unverschämterweise ohne mich unternommen hatten. Ihr Verhalten machte mich immer neugieriger, weil jetzt auch ich wissen wollte, wer sich denn hinter den Namen Anne und Wolfgang verbirgt.

Am Freitag gegen halb elf tauchten die beiden dann endlich auf und, das machte sie mir direkt äußerst sympathisch, sie brachten gleich etwas zu essen mit. Leider war es überwiegend Gemüse, was mich als Labbi enttäuschte, aber meine Lieben hochgradig erfreute, denn es handelt sich um Erzeugnisse aus Wolfgangs Garten. Ich erspähte aber noch zwei Gläser, in denen ich Wurst vermutete. Das würde eher was für mich sein. Leider durfte ich nur den Duft kosten. Bei so guten Sachen wird leider nicht immer gerecht gedrittelt. Und Pommes hatten Anne und Wolfgang nicht dabei.  

Bei einem etwas verfrühten, aber durchaus erquicklichen Apero kamen die Vier ins Plaudern und erzählten viel aus den alten Zeiten. Herrchen und Wolfgang waren mal Geschäftspartner, aber daraus ist schnell sehr viel mehr geworden. Und auch Wolfgang und Anne sind echte Schiffsleute, die vor vielen Jahren um die halbe Welt gesegelt sind. Herrchen war von Island bis Grönland mit an Bord. Unser Schiff hat ihnen sehr gut gefallen und wenn es zeitlich klappt, wollen Sie gerne mal mit auf Reisen kommen. Im Moment vermieten sie aber ihre tolle Ferienwohnung und machen für ihre Gäste schon mal einen supertollen Apero aus ihrem Selbstversorgerleben. Bei denen hat man als Labbi bestimmt den Himmel auf Erden. Vielleicht sehen wir sie im Herbst sogar bei uns auf der Insel wieder. Auch darüber haben sie gesprochen. Ich wäre unbedingt dafür, auch wenn sie nichts zu essen mitbringen.

Danach ließen sie mich auf dem Boot alleine und machten ihren obligatorischen Bummel durch Valence, den sie immer unternehmen, wenn sie die beiden besuchen. Das war für mich sehr okay, denn ich kenne so langsam die eng gestellten Tische in Frankreich. Es würde mir nicht sehr gefallen, mich bei den warmen Temperaturen unter einen kleinen Tisch zur verkrümeln und von den umher strömenden Essensdüften wahnsinnig zu werden. Da ging es mir auf dem Schiff schon besser. Leider sah ich die beiden nicht mehr, aber Wolfgang hinterließ mir einen lieben Gruß, indem er mir die Knochen seiner Schweinefüßchen überließ. Bestimmt habe ich einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen. 

Und zack sind wir im Mittelmeer

Den Samstag hatten wir eigentlich ein weiteres Mal durch Valence stromern wollen, aber da die hier mit ihren Leihfahrrädern nicht ganz so gut aufgestellt sind wie in Lyon und wir auf dem Markt gar nichts mehr holen mussten, weil wir ja so tolles Gemüse von Wolfgang bekommen hatten, blieben wir im Hafen, was eine kluge Entscheidung war, denn bereits am Vormittag ging ein heftiges Gewitter über die Marina hinweg. So machten wir unsere üblichen Bootsgeschäfte, wie Waschen, Aufräumen, die nächsten Routen ausbaldowern und gingen noch in aller Ruhe tanken. Die nächsten Tage waren größere Routen angedacht. So half uns der Tag, uns dafür zu richten.

Die Überfahrt nach Viviers war eine echte Wurmtour, denn da steckte von Anfang derselbige drin. Schon bei der ersten Schleuse schrubsten wir mit dem Schiff an die Ecke des Anlegestegs für die Schleuse. Alle Schleusenpoller, die wir sonst im Schlaf finden, schienen sich in letzter Sekunde mit einem Satz in die ein oder andere Richtung zu verschwinden und zu guter Letzt donnerten wir direkt vor dem Hafen unter sämtlichen Blicken der dort flanierenden Sonntagsspaziergänger über ein paar Felsbrocken, die ziemlich untief angebracht waren. Zwar waren wir auf der richtigen Seite des Pollers gefahren, das wohl aber ein wenig zu nah. 

Mir ist das zwar stets ein wenig peinlich und ich verziehe ich mich sofort ins Schiffsinnere bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist. Aber solche Tage gehören zum Bootsfahrerleben dazu (sagt Herrchen immer) und so lange nichts Übleres passiert, stimme ich dem zu. Das Anlegen gegen die Strömung gelang dem Kapitän wunderprächtig und so konnten wir den Tag entspannt beenden, einen langen Spaziergang durch die entzückenden Gassen des Ortes unternehmen und waren am Montag für neue Abenteuer gerüstet.

Dieser Tag lief auch nicht ganz nach Plan, aber das stellte sich im Nachhinein eher als Gewinn heraus. Wir hatten eigentlich nicht die nahezu 80 km bis nach Avignon fahren wollen. Wir sind ja schließlich nicht auf der Entenjagd. Aber in diesem Abschnitt der Rhône gibt es nicht allzu viele Anlegemöglichkeiten. In freier Wildbahn anzulegen, ist in diesem Fluss keine gute Idee. Den Steg vor St. Etienne gab es nicht mehr, wie im Fahrtenbuch angekündigt. Für die Marina in L’Ardoise hätten wir in einem Parallelarm der Rhone 4 km gegen die Strömung zurück fahren müssen. Das hätten wir zwar gemacht, aber nachdem wir die Fotos der Marina im Internet entdeckt hatten, war das keine Alternative mehr. Also blieb der letzte Steg (9 km vor Avignon) und der sah so wenig einladend und so wenig schattig aus, dass wir das bisschen noch anhängten und schon am frühen Abend an der berühmten Pont Saint-Bénézet vorbei fuhren, die einen wirklich sehr beeindruckt. 

Bei unserer Reiserei finde ich besonders spannend, dass wir häufig eine andere Sicht auf die Dinge bekommen, weil wir sie vom Wasser aus betrachten können. Die Brücke in Avignon sieht man ja von der Stadt aus oder man flaniert darüber. Die Brücke selbst besteht nur noch aus einem Rest, der bis in die Mitte des Flussarms reicht. Wir durften also am Wasser und somit an der Brücke vorbeifahren, was wenige Besucher zu Gesicht bekommen. Durch die Torbögen zu fahren ist aus selbsterklärenden Gründen verboten. Das war ein ganz beeindruckendes Erlebnis.

Überhaupt ist Avignon wirklich eine bezaubernde Stadt, in der man sich Tage lang verlustieren kann. Kaum biegt man um die Ecke tut sich ein neues Viertel auf, alles befindet sich fußläufig und am Palast der Päpste kommt man so oder so vorbei. Am Abend herrscht dort ein fantastisches Flair. Viele sitzen in den Cafés und Restaurants, andere sitzen auf den vielen Stufen und einige flanieren über den Platz. Leider war es sehr heiß, so dass wir über Mittag eine Pause einlegen mussten. Aber wir wandelten in den Markthallen, frühstückten wie immer französisch auf einem kleinen Platz und schickten Frauchen zum Friseur. Die hatte es bitter nötig und obwohl ihre französischen Sprachkenntnisse gerade erst wieder zum Leben erwachen, konnte sie dem Coiffeur gut verständlich und somit erfolgreich klar machen, was ihr Anliegen war. 

Der Termin in der Werft für das Aufstellen der Masten rückt immer näher, so dass wir nur einen ganzen Tag in dieser wundervollen Stadt hatten, aber sie ist jedem zu empfehlen und wir werden hier bestimmt wieder vorbei kommen – um uns die anderen Perspektiven der Brücke zu Gemüte zu führen. 

Nach einem sehr heißen Reisetag und einer nicht eingeplanten Warteschleife in der letzten Schleuse der Rhône, liegen wir nun im Port St. Louis schon im Salzwasser und genießen die Meeresbrise, die uns die Hitze erträglicher macht. Das war gestern noch nicht so. Ich hatte Mühe mein Schattenplätzchen auf dem Schiff zu finden und wurde aber dankenswerterweise in regelmäßigen Abständen abgeduscht. Die letzte Schleuse befindet sich direkt vor dem Hafen, so dass wir eigentlich schon das Gefühl hatten dazu sein. Für das Schleusen gibt es feste Termin, da direkt nach Austritt die Brücke hochgefahren werden muss. Damit nicht jeder Bootsfahrer diese Aktion auslöst und den gesamten Autoverkehr aufhält, wird ein bisschen gesammelt. Spätestens sollten wir da sein, um Viertel vor vier würde geschleust. 

Leider kam ein Feuer irgendwo in der Gegend dazwischen, dass die Feuerwehr dazu bewegte, die Brücke für die Dauer ihres Einsatzes zu sperren und so mussten wir über eine Stunde in der Schleuse und der entsprechenden Hitze, mit Schwimmwesten und ohne Schatten ausharren und kamen dann endlich am Liegeplatz an.

Heute treffen wir sämtliche Vorbereitungen, die für die Maststellung erforderlich sind und genießen ansonsten den Ruhetag in der Marina. 

Bleibt uns gewogen, bis zum nächsten Mal Eure Labbidame Leila

Und schon sind wir am Ende von Deutschland

Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren waren am 20. Juni alle Koffer, inkl. meiner überschaubar kleinen Reisetasche gepackt und ich konnte beim Anblick nur hoffen, dass mein Futter anderweitig an Bord gelangt ist. Wie bei unserer Schwedentour war das Rudel zunächst komplett und als wir in Winningen unser Schiff erreichten, schien auch alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Während ich es mir erst mal gemütlich machte, wuselten meine Zweibeiner zwischen Auto und Schiff hin und her, füllten alles auf und richteten die Räumlichkeiten nett her. Meine Erziehung flutschte, das Personal flitzte.

Dann aber, als ich dachte, dass es nun endlich losgeht, verließen wir das Schiff wieder und stiegen ins Auto. Es konnte ja jetzt wohl nicht sein, dass wir wieder die Heimfahrt antreten würden. Jetzt wo endlich alles schön für die Abreise gerichtet war, wollten die wieder nach Hause? Nicht mit mir. Ich wusste ja jetzt wo das Schiff lag.

Wir fuhren jedoch nur eine kurze Strecke in den Nachbarort und marschierten in ein lecker riechendes Restaurant, in dem man mich sogar mit meinem Namen begrüßte, obwohl ich noch nie eine Pfote in dieses Etablissement gesetzt hatte. Das ließ Herrliches vermuten und deswegen zeigte ich mich auch von meiner besten Seite, machte brav Sitz und ignorierte den anwesenden Vierbeiner unter dem Tisch geflissentlich.

Silberhochzeit – ein wunderschön, privates Fest in tollem Ambiente

Man gab uns ein paar Schlüssel und direkt zogen wir weiter in ein herrlich kühles und schnuckeliges Hotelzimmer, indem es offenbar etwas zu feiern gab, denn alle schienen gut gelaunt. Wir blieben zwei Tage in dem leckeren Restaurant. Am ersten Abend feierten wir Abschied vom Junior, der nach Hause und an die Klausuren musste, am nächsten Tag zelebrierten wir den Abend romantisch zu Dritt und teilten uns die Leckereien etwas unfair zu meinen Ungunsten auf. Ich kann es den beiden nachsehen, denn das was ich bekam, war so unfassbar lecker und war überhaupt nicht mit den sonstigen Pizzarändern zu vergleichen, die normalerweise unter den Tisch wandern.

Gut geplant hilft beim Boot fahren auch nicht immer

Die Crew hatte sich perfekt vorbereitet. Die Zeit des unfreiwilligen Zuhausebleibens war genutzt worden, um Macken und Sollbruchstellen zu beheben. Es würde entspannt und fahrplanmäßig losgehen. Da war ich mir sicher. Und auch wenn ich als Reiseprofi gewohnt bin, dass es gerade in den ersten Tagen anders als gedacht läuft, blieb ich noch eine kleine Weile zuversichtlich.

Bereits am ersten Abend in Treis-Kaden musste Herrchen die Duschwanne erneut auspumpen. Das Wasser dort stieg zu hoch und ließ die Abwasserpumpe gleich mit absaufen. Am zweiten Abend in Senheim war dann die Bilge ziemlich gut gefüllt mit einer nicht sicher definierbaren Flüssigkeit. Der Kapitän konnte nicht herausfinden, ob es sich um Diesel, Wasser oder ein Gemisch handelte. So jedenfalls wollten wir uns nicht aus dem Dunstkreis unseres Mechanikers bewegen und deswegen riefen wir ihn an. Der Gute tauchte wirklich nach knapp zwei Stunden bei uns auf, befand mich für klasse und versenkte sich richtig ungemütlich für Stunden im Motorraum. Mir erging es nicht viel besser. Ich hatte nicht gut aufgepasst und mich spontan unter den Tisch verkrümelt. Bei offener Motorraumklappe entpuppte sich das als sicheres Gefängnis und ich musste dort ziemlich lange ausharren. Aber man weiß ja wofür man es tut.

Der Chef und sein Kollege verbrachten den Nachmittag bei uns und fanden keine Stelle an der das Wasser hätte austreten können. ! Dafür aber war das Getriebeöl schon wieder leer. Das füllte wir auf, zogen alles nochmal eine Spur fester und machten dann, nachdem wir die Bilge getrocknet hatten eine Probefahrt, um herauszufinden, ob Wasser, als das es sich schließlich herausgestellt hatte, von außen kam. Ich bin zwar eine routinierte Schwimmerin, was nicht heißt, dass ich das in einem fließenden Gewässer unter Beweis stellen möchte. Mir reicht es, meine Ente souverän aus jedem reißenden Fluss zu befreien und gut iss.

Zum Glück wurde das Wetter am nächsten Tag besser und der Junior hatte sich nach seiner Klausurenwoche zu Besuch angemeldet. Das hob die Stimmung. Das war auch nötig, denn kaum waren wir gestartet, fanden wir heraus, dass es auch die Abwasserpumpe nicht geschafft hatte. Und dieses Teil, was auch noch ein besonders Spezielles ist, ist nicht mal eben so schnell besorgt. Wir mussten also rum telefonieren und am Ende war es so, dass der Schwager die Pumpe in Wiesbaden besorgte, der Junior sie auf dem Weg zu uns dort abpflückte, sodass wir sie am Samstag kurz vor knapp einbauen konnten. Ich muss ganz ehrlich sagen, mein stubenreines Auftreten ist da schon ein bisschen unaufwendiger als das meiner Menschen, die ein hohes Maß an Technik benötigen, um die gute Stube sauber zu halten.

Jetzt läuft’s – hoffentlich

Das fehlende Rudelmitglied kam am Freitag wieder an Bord und von Bernkastel-Kues ging es zu unserem Lieblingsplatz in Pölich. Dort liegt man wie an einem Schweizer See und die ganze Zeit gibt es auf der Wasseroberfläche etwas zu gucken. Bei herrlichstem Wetter durfte zuerst ich eine Runde schwimmen, dann meine Menschen und am Abend wurde gegrillt und gelacht. Sonntagmorgen radelte mein jüngstes Herrchen zurück nach Bernkastel, stieg ins Auto und fuhr nach Hause. Wir machten uns auf die Reise zu unserer letzten Station in Deutschland. Konz stand auf dem Plan, die Geburtsstadt des Kapitäns. Dort kamen wir ohne besondere Vorkommnisse an. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass der Schleusenwärter in Trier uns über Gebühr warten ließ, weil er auf die Berufsschifffahrt wartete, die nicht kam. Aber über solche Kleinigkeiten regt man sich nach einer Woche an Bord kaum mehr auf.

Alles in allem haben wir uns einpendelt. Das seemännische Geschehen läuft besser als von Frauchen vermutet. Auch zu Zweit bekommen wir das Schleusen hin. Alles eine Frage der Aufteilung. Die Technik des Kapitäns musste kurz modifiziert werden, hatte sich in der Praxis nicht ganz zu 100% bewährt. Nun aber haben sie den Dreh raus. Meine stumm gesetzten Impulse reichen aus und sie hören recht gut – meine Zweibeiner.

Morgen geht es endlich ins Ausland. Liebe Grüße, bleibt dabei und gespannt.

Eure Leila

Echt jetzt? Geht’s los? Ich bin bereit!!

Es mehren sich die Zeichen, dass sich in diesem Haus endlich mal wieder etwas tut. Bin ich doch hier angetreten, um ein europaweit wandelnder Labbi zu werden. Nach nunmehr über 20 Monaten des Innehaltens kann ich meine innere Uhr an den täglichen Tagesabläufen ausrichten, bevor es mein Rudel tut. So habe ich vorzeitig die Leine in der Schnauze, stehe am Fußball bereit mit dem Junior zu kicken und in meiner Futterecke, um meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Ist alles ganz nett, aber täglich passiert hier dasselbe. Aber wie vielen anderen auch, fehlt mir die Welt.

Sonntagsfrühstück bei schönem Wetter

Es tut sich was! Ich bin begeistert

Seit ein paar Tagen scheint sich hier jedoch einiges zu tun. Es ist eine gewisse Rührigkeit zu verspüren, die mir Hoffnung macht. Gut, der Junior ist raus, der muss dieses Mal leider Zuhause bleiben, kommt aber immer mal wieder an Bord. Erfreulich zu sehen ist, dass Herrchen wieder baut. Er produziert Utensilien, die ganz offensichtlich aufs Schiff gehören und teilweise mit mir zu tun haben. So hat er ein überdimensionales Monster geschaffen, über das ich wandeln soll. Die Tücke: Gerade, wenn ich die Überquerung elegant und souverän hinbekomme, wird das Teil wieder ein Stückchen steiler aufgestellt. Gut, sie werden schon wissen, was sie da tun. Ich mache mit, wenn es nur endlich wieder losgehen kann.

Letzten Dienstag kam das Boot nicht nur wieder ins Wasser, wir fuhren über das lange Wochenende auch nach Winningen und überprüften, ob alle Reparaturen erledigt worden waren, machten eine heimelige Probefahrt und genossen das Dasein auf dem Wasser. Fazit: Das macht Lust auf mehr. Nur die Abwasserpumpe muss noch ausgesucht werden., sagt jedenfalls Frauchen.

Frauchen kann ich im Moment noch nicht helfen. Die kontrolliert als Sicherheitsbeauftragte die Reiseapotheke und ordert alles was während des vergangenen Trips aufgebraucht werden musste (und das war ja ein bisschen was) oder abgelaufen ist. Auch kauft sie Dinge fürs Schiff ein, die für mich völlig uninteressant sind: also Putzmittel, Wein und Klopapier. Und sie wäscht! Polster, Kissen und Bezüge. Das kann die Gute getrost machen – aber ohne mich. Ich steige ins Geschäft ein, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge geht: Proviant und andere Leckereien.

Route

Hatte ich zwischendurch schon gedacht, es gäbe nur noch unser rheinhessisches Kaff, scheint auch Frankreich wieder auf die Karte zurückgefunden zu haben. Jedenfalls sieht so langsam alles danach aus, als könnten wir versuchen unseren heillos ins Hintertreffen geratenen Zeitplan einholen – aber ohne Eile. Wir haben uns vorgenommen, so zu fahren, wie uns die Lust und die Laune das vorgeben.

Zumindest bis Marseille – das ist der Plan! Das bedeutet, wenn alles klappt geht es in Winningen an der Mosel los. Und – mein Herzchen hüpft: Das bedeutet natürlich, dass dieser Sommer eine komplette geruchsvolle und entschleunigte Fluss- und Kanalfahrt wird, denn wer sich auskennt, weiß, erst in Marseille geht es ins Meer. Und das erst, wenn das Schiff wieder aufgeriggt ist und die Segel eingefädelt sind.

Vorher aber peilen wir es wie folgt an: Von der Mosel geht es in den Canal des Vosges – die Saône – die Rhone und zack sind wir im Mittelmeer. Dort dümpeln wir noch ein bisschen vor uns hin. Je nachdem wieviel Zeit noch übrig ist.

Der Wermutstropfen

Ich muss noch gute zwei Wochen Geduld aufbringen. Erstens damit das Boot sicher und schick ist und zweitens gibt es davor noch ein special Ereignis. Das habe ich zwar jetzt noch nicht so ganz kapiert, aber Herrchen und Frauchen wollen das ganz groß und nur zu Zweit feiern. Vielleicht kann ich da beim nächsten Mal ein bisschen mehr erzählen. Bis dahin, gehabt euch wohl,

Wuff kommt natürlich mit

Eure Leila

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